Growth Gamification – Gameducation

Bei dem Begriff Gamification gibt es die unterschiedlichsten Vorstellungen. Die Begrifflichkeiten wie Game-Based-Learning (GBL), Play-Based-Learning (PBL), Serious Games und Gamification beschreiben dabei unterschiedliche Einsatzszenarien des “Spiels”.

Auf dieser Plattform soll es natürlich dabei vorrangig um den Bildungskontext gehen. Denn Gamification als Megatrend bietet im Kapitalismus auch große Einsatzmöglichkeiten, von der Mitarbeitermotivierung bis zur Kundenbindung. Auch in gesellschaftlicher und sozialer Hinsicht könnte es eine tragende Rolle einnehmen. Denn im Spiel ist man aktiv und arbeitet hartnäckig an unerwarteten Herausforderungen.

Hier kommt der Begriff “Growth Gamification” – geprägt von Roman Rackwitz – ins Spiel. Denn Gamification soll mehr sein, als ein Belohnungssystem mit einem einfachen Reiz-Reaktions-Schema. Dies entspräche auch eher einer nicht zeitgemäßen Bildung. Es gehe viel mehr darum, sich selbst heraus zu fordern und sein besseres Ich zu jagen. Dabei soll es nicht um einen Selbstoptimierungswahn gehen, sondern um die innere Motivation. Es soll keinen Unterschied zwischen Realität und Spiel geben, sondern der Alltag soll so gestaltet werden, dass das intrinsische Lernverhalten stetig herausgefordert wird. Die Leitsätze und Werte des “Growth Gamification Manifests” findest du hier:

Das Manifest bezieht sich dabei auch auf den Alltag und das Arbeitsumfeld, sowie den Umgang mit Produkten und Dienstleistungen. Doch gerade in der Bildung ist dieser Ansatz besonders gut zu nutzen. Ich habe hier deshalb die Prinzipien leicht an den Bildungskontext angepasst:

Growth-Mindset-Prinzip

Dynamisches Selbstbild.
Keine andere Situation ist effektiver darin ein „Growth Mindset“ zu fördern. Dort gehen wir davon aus, dass wir uns immer weiterentwickeln und alles lernen können, wenn wir nur ausreichend viel Arbeit hineinstecken. „Hey, von diesem Fehler kann ich lernen.” Wenn etwas schief läuft, fragen wir uns, was wir nächstes Mal besser machen können. Menschen mit dieser inneren Überzeugung lieben Herausforderungen und sehen in Misserfolgen Schritte auf ihrem Weg zum Erfolg.

Aktivitätsprinzip

Aktivitätsfokus statt Ergebnisorientierung.
Der Mensch spielt um des Spielens Willen. Es geht nicht um das Resultat, den Sieg, sondern um den Weg dorthin. Ein einfacher Sieg sorgt weniger für Motivation dranzubleiben, als ein knappes Scheitern mit dem Gefühl es schaffen zu können. Es gilt somit nicht das Resultat zu ‘feiern’, sondern die Aktivität selbst zu bereichern.

Systemprinzip

Content is king, but Context is god.
Unser Verhalten wird geprägt durch Rahmenbedingungen. Benutzererfahrung, und die daraus entstehenden Verhaltensweisen, sind subjektiv, ganzheitlich, emergent, situiert und dynamisch. Growth Gamification betrachtet das übergeordnete System und arbeitet mit dessen Strukturen, anstatt Spielmechanismen labormäßig auf eine Aktivität zu stülpen.

Kompetenzprinzip

“Im Spiel jagt der Mensch sein ‘besseres Ich’.”
Intrinsische Aktivitäten wie Spiel, Sport & Hobby zeichnen sich dadurch aus, dass sie herausfordernder werden, je besser man wird. Selbst im Hobby, wo wir es selbst sind, die die ‘Regeln’ bestimmen, suchen wir nach dem ‘nächsten Schritt vorwärts’. Der Homo Ludens beweist es: Der Mensch hat Lust auf Leistung an der er wachsen kann.

Inherentprinzip

Inhärente fähigkeitsbasierte Herausforderungen.
Growth Gamification identifiziert Herausforderungen, die bereits in der Verfolgung der Bedürfnisse des Benutzers liegen, seinem realen Kontext, und gestaltet diese motivierend um. (siehe Sebastian Deterding, The Lens of Intrinsic Skill Atoms)

Negatives-Rückkopplungs-Prinzip

Verhaltensveränderung und intrinsische Motivation benötigen Zeit, um sich entwickeln zu können. Damit die angewendeten Growth Gamification auch dementsprechend lange bestehen können, musse die negative Rückkopplung in entsprechenden Growth Gamification Designs dominieren, wodurch bestimmte Regelgrößen laufend korrigiert und dadurch konstant gehalten werden können. Dem entgegengesetzt steht die positive Rückkopplung, die sich eigengesetzlich fortlaufen verstärkt, bis das System Gefahr läuft, zusammen zu brechen.

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